Vierte bürgerliche Steuer-Schlappe an der Urne in Folge

Die Schweizer Stimmbevölkerung sagt Nein zur Verrechnungssteuer-Vorlage. Nach USRIII, Kinderabzug und Stempelsteuer ist dies das vierte Mal in Folge, dass die Bevölkerung ein Steuer-Referendum von linker Seite unterstützt. Es stehen turbulente Zeiten für die kommenden Steuerreformen bevor.

Konnte mit seinen Argumenten die Stimmbevölkerung nicht überzeugen, Bundesrat Ueli Maurer an einer Medienkonferenz. (KEYSTONE/Marcel Bieri)

Die Linke ist auf Erfolgskurs, jedenfalls in der Steuerpolitik. Schon zum vierten Mal in Folge war eine Mehrheit der Stimmbevölkerung nicht bereit, weitere Steuergeschenke für Gutverdiener und Firmen zu machen. Nach den Nein-Mehrheiten bei der Unternehmenssteuerreform III, dem Kinderabzug und der Stempelsteuer, sagt das Stimmvolk nun auch Nein zur Verrechnungssteuer-Vorlage.

Nullargumente und Zahlensalat

Die Argumente der Befürworter:innen vermochten die Stimmbevölkerung offensichtlich nicht zu überzeugen. Zuletzt beschrieb der Tagesanzeiger, wie SVP-Nationalrat und Banker Thomas Matter das Hauptargument der Vorlage konstruiert hat. Auch die präsentierte Rechnung von Bundesrat Maurer hat nicht überzeugt, die Zeitungen bezeichneten sie als Zahlensalat. Die Nein-Seite, unter Führung von SP-Co-Präsident Cédric Wermuth, konnte die Mehrheit der Stimmbürger:innen überzeugen, dass die Vorlage zu Mehrkosten führe, die dann die Bevölkerung bezahlen müsse.

Turbulente Aussichten für kommende Steuervorlagen

Von linker Seite wurde schon lange der Vorwurf laut, dass die bürgerlichen Parteien mit einer Salamitaktik nach und nach Steuervorteile für Unternehmen schaffen. Dabei sahen sie sich insbesondere durch den Wortbruch von Ruedi Noser zum Umsatzstempel bestätigt.

Die SP feiert heute ihren vierten Steuerreferendums-Sieg, hier Cedric Wermuth, Co-Präsident SP (links) und Samuel Bendahan, Nationalrat SP-VD an der Medienkonferenz des Nein-Komitees zur Verrechnungssteuer (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Klar ist bereits heute, dass noch weitere Steuerreformen anstehen: Die OECD-Steuerreform sieht eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent für Grosskonzerne vor. Am Abstimmungssonntag betonte die Nein-Seite, dass SP und Gewerkschaften nur eine Umsetzung mittragen, bei der die Bevölkerung profitiere und es nicht immer weitere Entlastungen für die Konzerne und Steuerdumping-Kantone gebe.

Tonnagesteuer: Kommt es zu einem weiteren Referendum?

In den entsprechenden Kommissionen sind bereits weitere Steuervorlagen in der Pipeline. Bei der Tonnagesteuer sollen Konzerne mit Sitz in der Schweiz nicht mehr nach ihrem Gewinn besteuert werden, sondern wahlweise nach ihren Transportkapazitäten. Angesichts des heute gewonnen Referendums ist zu erwarten, dass zumindest bei der Tonnagesteuer SP und Gewerkschaften auch hier das Referendum ergreifen könnten.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein