Neues finnisches Familiengesetz bringt mehr Gleichstellung bei Elternzeit

Finnland führt ein neues Familiengesetz ein, das beiden Elternteilen gleich viel Elternzeit ermöglicht. Die finnische Sozialministerin will mit der Reform die Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt verbessern und den Vätern mehr Zeit mit ihren Babys geben.

(KEYSTONE/Gaetan Bally)

Mütter und Väter in Finnland haben mit dem neuen Familiengesetz Anspruch auf je 160 Tage Kinderbetreuungsgeld. Damit erhalten die Eltern zusammen 320 Tage Elternzeit, also beinahe ein ganzes Jahr. Dies im Gegensatz zur Schweiz, wo die Eltern zusammen 80 Tage und damit gerade einmal einen Viertel davon in Anspruch nehmen dürfen.

Sozialministerin Hanna Sarkkinen hofft, dass diese Reform die Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt verbessert und auch den Vätern mehr Zeit mit ihren Babys geben wird. «Die Reform ist eine Investition in Familien mit Kindern, die den verschiedenen Familientypen Rechnung trägt. Sie wird uns auf dem Weg zu einer sozial nachhaltigeren Gesellschaft helfen», erklärte Sarkkinen im Vorjahr das Vorhaben.

Zuvor bestand das Modell aus einem Mutterschaftsgeld, das 105 Tage bezogen werden konnte – ab errechnetem Geburtstermin. Väter hatten 54 Tage lang Anspruch auf Vätergeld, während das Kinderbetreuungsgeld 158 Tage lang von einem Elternteil oder von beiden Elternteilen gemeinsam in Anspruch genommen werden konnte.

In Schweden beziehen 90 Prozent der Männer Elternzeit

Väter, die Babys und kleine Kinder betreuen, werden besonders in den skandinavischen Ländern deutlich stärker unterstützt. Ganze 480 Tage (also etwa 68 Wochen) können Eltern in Schweden bei ihren Kindern zuhause bleiben. Die Zeit muss allerdings aufgeteilt werden: Zumindest 60 Tage müssen vom zweiten Elternteil in Anspruch genommen werden, wenn die volle Länge genutzt werden möchte. Andernfalls wird die Dauer gekürzt. In Schweden gehen rund 90 Prozent der Väter in Elternzeit – unabhängig von Berufssparte und Einkommensstufe. Das hat auch Auswirkungen auf den beruflichen Wiedereinstieg. Ein positiver Nebeneffekt ist nämlich, dass die Frage nach der Familienplanung bei Bewerbungsgesprächen irrelevant geworden ist, weil sie alle betrifft.

Grosses Bedürfnis in der Schweiz

Auch die Väter in der Schweiz wollen mehr für ihre Kinder da sein, als dies das Gesetz bis vor zwei Jahren erlaubte und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in der Schweiz immer noch eine Baustelle. Der zweiwöchige «Vaterschaftsurlaub», der erst 2021 eingeführt wurde, ist sehr beliebt. Bei rund 70 Prozent der Geburten werden Vaterschaftsgelder entrichtet, wie eine erste Auswertung des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) zeigt. Die wenigen Tage gleich am Stück zu beziehen, kommt für viele Väter nicht infrage. 36 Prozent der Väter, deren Kind im ersten Quartal geboren wurde, nehmen die zehn Urlaubstage nicht am Stück, sondern entscheiden sich für einen wochen- oder tageweisen Bezug.

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